Samstag, 7. Juli 2012

Inge - die zweite Stiefmutter kommt

1987 waren die drei Tränen lange versiegt, die ich Karin (der 1. Stiefmutter) nachgeweint hatte, da kam dann die nächste, die mein Vater ehelichte. Heute erzähle ich euch von meiner ersten Begegnung mit Inge:

Nichtsahnend und morgenmuffelig wie immer schlurfte ich in die Küche. Zu der Zeit wohnten wir schon in einer Rheinmetropole, die bekannt für ihren Schlossturm und dunkles, obergäriges Bier ist. Mein Zimmer lag am Ende der Wohnung, zum Hinterhof hinaus, und blöderweise mußte ich durch das Schlafzimmer meines Vaters latschen, wenn ich den Rest der Wohnung - und das beinhaltete ja nicht nur mein WC und das Bad, sondern auch Küche und Wohnzimmer - betreten wollte. Sei's drum, ich betrat also die Küche und wollte mir meinen allmorgendlichen Kakao reinpfeifen, da saß da eine kleine, pummelige, strohblonde Tussi am Küchentisch. Seit Karin fort war, aß ich morgens nichts mehr zum Frühstück, denn um die Uhrzeit habe ich mich immer zwingen müssen, was zu essen.

Brummelnd gab ich nur von mir: "Wer ist die denn?"
Mein Vater sah von der Morgenzeitung auf, sagte: "das ist Inge, meine Freundin", und ich dachte bei mir "naja, die wird in ein paar Tagen schon auch wieder der Vergangenheit angehören" und schlurfte ins Wohnzimmer, um meinen Kakao zu trinken.

Aber - sehr zu meinem Leidwesen - Inge war nicht nach ein paar Tagen wieder vergangenheitsangehörig, nein, im Gegenteil! Mein Vater gab mir am selben Abend, nachdem ich das Schreckgespenst zum ersten Mal zu sehen bekommen hatte, zu verstehen, das er Inge bereits seit 6 Wochen regelmäßig treffe und sie bald bei uns einziehen würde.

Baff... da war's dann ganz aus! Inge stand definitiv auf meiner Abschussliste! Vor allem, als sie mir des Nachmittags über den Weg lief und ich sie fast nicht erkannt hätte, mit all dem Kleister im Gesicht, angemalt wie ein Papagei so bunt und in einem absolut farblich abgestimmten Kostüm. Chefsekretärin war die Gute, und das nicht zu knapp, nämlich bei einem großen Waschmittel-Hersteller... Pui, das konnte ich so schnell nicht verdauen, und so ignorierte ich die Frau einfach, selbst nachdem sie einige Zeit - immerhin 3 oder 4 Tage später - bei uns einzog.

Das war nicht schön, die Sache mit Inge. Aber da wird noch die ein oder andere Anekdote folgen! ;)

Kennt ihr sowas auch? Man fühlt sich, als ob man schwimmt und nicht kontrollieren kann, wohin die Strömung einen treiben wird... Welche "Bekanntschaften" haben euch mal aus der Bahn geworfen, als ihr jung wart und nix zu sagen hattet?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen