Donnerstag, 21. Juni 2012

Willi

Als ich 9 Jahre alt war heiratete mein Vater meine 1. Stiefmutter Karin. Sie hatte drei erwachsene Kinder, der jüngste Sohn war gerade 16, und kam aus einem Ort bei Münster (Warendorf). Der Sohn lebte dort bei dem Vater auf einem Gutshof, auf dem es allerdings außer Hunde und Katzen sonst keine Tiere gab. Die Ziehmutter von Karin lebte auch dort (bis sie in ein Altenpflegeheim gehen mußte, denn wir wohnten einige Stunden von WAF entfernt und so konnte sich Karin nicht um ihre Mutter kümmern). Karins älteste Tochter war schon lange außer Haus und lebte mit ihrem Freund in Berlin, während ihre zweitälteste Tochter noch in der Gegend wohnte.

Karin liebte Hunde über alles. Sie hatte einen sehr alten, schwarzgelockten Mischlingshund (Name entfallen) und einen hellbraunen Mischlingshund (Mukki), beide mittelgroß, allerdings nicht miteinander verwandt ;) Karin vermißte die Hunde sehr, und so ließ sich mein Vater, der nicht wirklich gut mit Hunden kann, dazu überreden, das wir einen Hund haben dürften. Hui, was freute ich mich! Hatte ich schon so einige Haustiere gehabt, aber noch keinen Hund.
Zu dieser Zeit warf Mukki sechs Junge. Auch diese allesamt "Senfhunde", wie Karin immer sagte, weil "jeder seinen Senf dazu gegeben hat". Zwei von ihnen starben nach der Geburt, aber die anderen vier Welpen waren wohlauf. So fuhren wir eines schönen Wochenendes nach Warendorf und begutachteten die kleinen Racker. Ach, was blühte mein Herz auf, als ich die kleinen Hündchen sah! Sie waren so niedlich, so unbeholfen und knubbelig!
Einer von ihnen, der letzte aus dem Wurf (der letzte von denen, die überlebt hatten), war mir sofort ans Herz gewachsen: Willi. Er war ein bißchen tranfunzelig, langsam, gemütlich, kuschelig und sehr verschmust. Aber er hatte auch viel Angst. Als Heike, Karins Zweitälteste, die an diesem Wochenende auch dort war und die Großmutter besuchte, Willi auf den Schoß nahm, pieselte er ihr ganz verstohlen auf die Beine und fiepte, als wolle er weg. Alle amüsierten sich köstlich darüber, aber mir tat Willi leid, und ich nahm ihn in meine Arme. Er sah mich mit seinem scheuen Blick an als wolle er mir sagen, das er sich bei mir wohl fühle. Da wußte ich: Willi sollte es sein, nur ihn wollte ich bei mir haben!

Aber es kommt immer anders und zweitens als man denkt (oder wünscht), und Karins Exmann war rachsüchtig und hasserfüllt, und so gab er Willi und all die anderen Welpen von Mukki einfach fort. Er sagte, er gönne Karin keinen einzigen dieser Hunde.

Wir nahmen dann zwar einen Hund zu uns, aber das ist eine andere Geschichte! ;)

Geblieben ist mir nur dieses Foto und die Erinnerung an einen wunderschönen Tag mit Willi, der bis heute einen Platz in meinem Herzen besitzt, auch wenn er wohl schon lange nicht mehr auf dieser Erde weilt. Oft habe ich an ihn gedacht und ich hoffe, er hatte ein schönes und glückliches Leben und wurde von den Menschen geliebt, die ihn zu sich genommen haben! :)

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