Sonntag, 24. Juni 2012

Erste Liebe

Da mein Vater berufstätig war und niemand auf mich aufpassen konnte während er arbeiten ging, war ich - natürlich - in einem Kindergarten untergebracht. Die meisten Kinder dort waren ein wenig jünger als ich, auch wenn der Altersunterschied nicht groß war (so bin ich zwar mit sechs Jahren eingeschult worden, aber da das Schuljahr im August begann und ich im Oktober geboren wurde, war ich letztendlich immer ungefähr ein halbes bis dreiviertel Jahr älter als die anderen).

Ich war sehr schüchtern an dem Tag, als ich das erste Mal in den Hort gehen sollte, doch schon nach kurzer Zeit wurde mir meine Angst genommen: zwei Jungs nahmen sich meiner an und zeigten mir, wie dort alles zuging. Und ich war sofort Feuer und Flamme! Sascha und Mark... es dauerte nicht lange und wir drei waren unzertrennlich. Es gab nichts, das wir ohne den anderen unternahmen. Ob im Hort oder privat, wenn die Eltern sich gegenseitig zum Essen, Partys oder Spazierengehen einluden, wir drei waren verwandte Seelen.

Waren mein Vater und ich zum Essen bei Sascha eingeladen, dann kam von einem von uns beiden sofort die Frage, ob nicht Mark auch kommen würde... und auch bei Marks Mutter, wenn sie und mein Vater untereinander plauschten (und sich einen zwitscherten ;)) wollten wir wissen, was nun mit Sascha sei. Meistens gab es nicht nur zwei von uns, wir waren immer zu dritt! Es war eine Art Magie, die zwischen uns floss, ohne Worte verstanden wir uns und wußten immer, das es nichts auf der Welt geben würde, das uns Drei würde trennen können...

Tja, ihr Lieben, ihr wisst wie das Leben so spielt. Wir zogen fort und ich habe nie wieder von den beiden gehört. Lange Jahre fühlte ich einen leeren Fleck in meinem Herzen. Ich wußte, das es die Liebe war, die Liebe von Mark & Sascha, die mir fehlte, doch wie hätte ich das als Kind in Worte fassen sollen? Ich weinte bittere Tränen, heimlich, nachts, konnte nicht schlafen und hoffte sehr, wir würden wieder "zurück nach Hause" gehen.

Doch es gibt so viele schöne Erinnerungen... an Geburtstage, an Ausflüge, an die Ohrenkneifer in der Getränkedose, als wir alle drei wie wild umhersprangen und versuchten, die Viecher wieder loszuwerden, weil wir angst hatten "sie würden sich in unser Gehirn fressen"... und an das Händchenhalten zu dritt, ich in der Mitte, und die Verbundenheit unserer Kinderseelen.
Zu gerne würde ich erfahren, was aus den beiden geworden ist - und auch, ob sie manchmal ebenso an die Zeit zurückdenken, wie ich es tue. Doch andererseits möchte ich sie so in Erinnerung behalten, mit diesem warmen, wohligen Gefühl, als hülle man sich in eine Decke aus Liebe und Zuversicht in eine wunderbare Zukunft...



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